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Eltern-Kind-Maßnahmen



Einleitung

Eltern-Kind-Maßnahmen und Familientreffen sind Maßnahmen für inhaftierte Väter, die den Kontakt zu ihren Kindern aufrechterhalten möchten und für jene, die die Beziehungsqualität zu ihren Kindern beibehalten bzw. verbessern möchten.

Neben den eigentlichen Opfern der Straftat leiden die Familienangehörigen, vor allem die Kinder, oftmals am meisten unter der Abwesenheit ihrer Väter. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass es vielen Vätern schwer fällt ihren Kindern zu sagen, dass sie inhaftiert sind. Teilweise bekommen sie lieber keinen Besuch als ihren Kindern von ihrem wirklichen Aufenthaltsort zu berichten (Ausreden wie: „Papa ist auf Montage“, gehören zur Tagesordnung). Um Folgeschäden bei dem inhaftierten Elternteil, bei Müttern und vor allem auch bei den Kindern zu verringern, ist eine gute und regelmäßige Kontaktqualität unerlässlich. Das Aufzeigen von Handlungsstrategien im Umgang mit ihrer eigenen Vergangenheit und im Umgang mit ihren Kindern, ist einer der Teilbereiche bzw. Themen die in den Maßnahmen angeboten bzw. behandelt werden.

Ein weiteres Thema ist die Aufarbeitung der versäumten Zeit, im Hinblick auf die Entwicklungsschritte der Kinder, die verpasst werden. Aufgrund der nur punktuellen Besuche, bekommen viele Gefangene die Entwicklung ihrer Kinder nur sporadisch mit. Sie sind teils im Kontakt mit den Kindern überfordert und verunsichert. Kinder entwickeln sich schnell und in wenigen Monaten kann sich entwicklungstechnisch viel verändern. Die Gefangenen sollen befähigt werden sich auf ihre Kinder einzulassen und sich adäquat mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen auseinander setzen zu können. Nach der Entlassung soll ein konfliktarmer Übergang in die familiären Gegebenheiten ermöglicht werden, dies ist im Sinne aller Familienmitglieder und dient unter anderem auch der Resozialisierung. Geübte Fähigkeiten und gelernte Kenntnisse nehmen die Angst vor der Zukunft und geben Kompetenzen, die auch nach der Haftzeit Struktur und Sicherheit geben können. Diese werden als folgt in beiden aufgeführten Maßnahmen erläutert. Zunächst wird auf die jährlich stattfindenden Eltern-Kind-Maßnahmen eingegangen.

Eltern-Kind-Maßnahmen

Der begrenzte Kontakt der durch die Inhaftierung zwangsläufig entsteht, führt oftmals dazu, dass ein Großteil der Entwicklung der Kinder von den Gefangenen nur punktuell erlebt werden kann und dass die Bindung zum Kind sich langsam abbaut, bzw. eine gewisse Distanz entsteht. Oftmals erleben die Gefangenen hilflos mit, dass ihre Kinder sich ihnen entfremden. Dem soll entgegengewirkt werden, unter anderem durch z.B. Eltern-Kind-Maßnahmen, indem die Gefangenen in ihrer Rolle als Vater gestärkt werden.

Zielgruppe
Inhaftierte Männer (geschlossener Vollzug), die bereits Kinder haben und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Vaterrolle bereit sind. Ob sie Kontakt zu ihren nicht volljährigen Kindern pflegen und ob es sich um das leibliche Kind handelt, ist für die Teilnahme nicht relevant. Die Teilnehmer bewerben sich schriftlich für die Maßnahme. Die Teilnehmer werden nach einem persönlichen Auswahlgespräch ausgewählt.

Methodik
Um eine erfolgreiche Maßnahme zu gestalten, werden verschieden Methoden angewandt bzw. genutzt:

  • Gruppengespräche, -arbeit
  • Kleingruppengespräche, -arbeit
  • Medien: Texte, Bilder, Filmsequenzen
  • Information und Organisation
  • Vater-Kind-Nachmittage gemeinsam gestalten und durchführen, einschließlich eigenverantwortlicher Vorbereitung
  • Die Arbeit im Kurs erfolgt themenorientiert (bedürfnisorientiert) und richtet sich weitgehend nach den Bedürfnissen und Vorstellungen der Betroffenen.
  • Auswertungs- und Feedbackrunden

Behandlungsziele

Das übergeordnete Ziel der Maßnahme ist es, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken und aufrecht zu erhalten. Die Teilnehmer sollen Kompetenzen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihren Aufgaben als Vater gegenwärtig und auch in Zukunft gerecht zu werden. Mittels Gesprächen werden die Teilnehmer dazu angehalten, sich kritisch mit sich selbst und der Vaterrolle auseinanderzusetzen. Außerdem soll den Gefangenen eine Plattform geboten werden, um aktuelle Probleme zu besprechen. Ferner werden „Freizeitkompetenzen“ vermittelt (Beispielsweise Geschenke für die Kinder oder Vorbereitung der Vater-Kind-Nachmittage). Weitere Ziele sind es, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken, diese zu gestalten und das eigene Verhalten in Bezug auf das Kind bzw. die Kinder zu reflektieren.
Auch soll im theoretischen Bereich der Maßnahme Fachwissen Wissen vermittelt werden (Wachstumsphasen, Entwicklungsstand, Kindekrankheiten usw.).

Ziel ist es, den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, die Probleme und Sorgen, die durch die Haft entstehen, mit anderen Gefangenen zu besprechen und mögliche Lösungsansätze zu finden und einzuüben. Ferner sollen die Teilnehmer ein neues Verhaltensrepertoire durch Erweiterung ihrer sozialen Kompetenzen und Kenntnisse der Kindesentwicklung erlernen. Die Gefangenen sollen befähigt werden, Verantwortung dem/des Kindes gegenüber zu übernehmen bzgl. Kontakt und Gelingen mittels aktiver Vorbereitungen.

Ablauf der Maßnahme

Die Maßnahme besteht aus ca. 8 Gruppentreffen und dem Fest. In den Gruppentreffen werden akute Probleme in Bezug auf das Leben außerhalb der Familie besprochen und nach Lösungen gesucht. Alte Verhaltensweisen werden reflektiert und Ressourcen und Schwächen erarbeitet und neue Verhaltensmöglichkeiten besprochen; zudem werden die Familientreffen vorbereitet. In den Familientreffen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, strukturiert Zeit mit ihren Kindern außerhalb des Langzeitbesuchs zu verbringen. Ablauf der einzelnen Treffen:

  1. Einführung, Kennenlernen, Gruppenfindung, Regeln, Ablauf und erfragen der Interessen (Themen, Wünsche)
  2. Thema kindliche Entwicklungsphasen. Wie können Mütter aus der Ferne unterstützt werden.
  3. Eltern sein trotz Trennung, die eigene Vaterrolle näher betrachten (Bespielen von CD, auf denen die Väter ihren Kindern vorlesen bzw. vorsingen.)
  4. Thema Bedeutung des kindlichen Spiels.
  5. Kommunikation und Konfliktbewältigung
  6. Planung und Organisation des Vater-Kind- Vormittages
  7. Planung und Organisation des Vater-Kind- Vormittages
  8. Durchführung des Vater-Kind- Vormittages
  9. Nachbereitung des Vater-Kind- Vormittages

Die Maßnahme ist freiwillig. In einem Auswahlgespräch wird die Indikation (Voraussetzungen/ Ausschließungsgründe) geprüft. Die einzelnen Themen der Gruppentreffen sind variabel und es werden die Interessen und Ideen der Teilnehmer berücksichtigt. Während des Vater-Kind-Vormittages besteht die Möglichkeit Familienfotos zu machen.


Kindgerechte Informationen zum Thema " Haft " und " Besuch im Gefängnis " finden Sie unter:

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